Wasserhahn aufdrehen – und es läuft. Darauf können sich die Menschen im Nordwesten Deutschlands verlassen. Doch so selbstverständlich wie es den Anschein hat, ist die Trinkwasserversorgung nicht immer. Auch wenn es bisher noch nicht erforderlich war, ist der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) vorbereitet auf einen teilweisen Ausfall. „Auf dem Festland hilft uns unser Verbundsystem“, berichtet Bereichsleiter Andreas Körner: „Bei Problemen eines Wasserwerks wäre es denkbar, die Versorgung mit Trinkwasser in einem gewissen Rahmen über die anderen Wasserwerke zumindest eingeschränkt zu ersetzen“.
Auf den Ostfriesischen Inseln Spiekeroog und Langeoog, auf denen der OOWV eigene Wasserwerke betreibt, besteht diese Möglichkeit nicht. Hier wird das Wasser über die Brunnen aus der Süßwasserlinse entnommen und aufbereitet. Eine schwere Sturmflut beispielsweise könnte aber zu einer Versalzung der Süßwasserlinse führen oder zumindest Brunnen außer Betrieb setzen.
„Für einen solchen Fall können wir auf eine mobile Trinkwasseraufbereitungsanlage zurückgreifen“, sagt Andreas Körner. Sie befindet sich in einer Halle beim Technischen Hilfswerk (THW) in Oldenburg. Dort steht sie seit diesem Jahr auf einem Anhänger, der ähnlich einem Verkaufswagen auf dem Wochenmarkt geöffnet werden kann und eigens für den Transport der Trinkwasseraufbereitungsanlage hergestellt worden ist.
Die mobile Anlage könnte zumindest die Grundversorgung der Insulaner sichern. Bis zu 15 Kubikmeter am Tag, also rund 650 Liter pro Stunde, kann die Anlage mit ihrem acht Kilowatt starken Diesel-Aggregat durch ein Umkehrosmose-Verfahren aufbereiten. Das heißt: Unter hohem Druck wird Wasser durch eine Membran gepresst, die wie ein Filter wirkt. Damit lassen sich unerwünschte Stoffe zurückhalten. Anschließend werden dem aufbereiteten Wasser Mineralien und Nährstoffe zugesetzt. Der kleine Kraftprotz ist auch für Salzwasser geeignet.
Obwohl der OOWV die Anlage bereits vor 14 Jahren angeschafft hat, ist sie bislang noch nicht zum Einsatz gekommen. Allerdings hat sie bereits gute Zwecke erfüllt: „Wir übernehmen Wartungsaufgaben und sind durch Übungen mit der Anlage vertraut“, berichtet Jan Theilken, stellvertretender Ortsbeauftragter im THW Ortsverband Oldenburg. Sollte sie in Betrieb genommen werden müssen, kann sie mit einem Zugfahrzeug zur Insel transportiert werden. Vor Ort würde sie von den Einsatzkräften des THW betreut. Mitarbeiter des OOWV wären selbstverständlich ebenfalls vor Ort.
„650 Liter pro Stunde – das klingt zunächst nicht viel“, sagt Christoph Kraft, Regionalleiter des OOWV in den Landkreisen Wittmund und Friesland. „Hierbei handelt es sich allerdings um reines Trinkwasser. Wenn das Wasserwerk weiter intakt ist, kann es darüber hinaus weiter Brauchwasser zum Beispiel für die Toilette oder auch für die Dusche oder Geräte liefern“, beschreibt er ein mögliches Szenario.
„Das THW ist für uns immer wieder ein zuverlässiger Partner und kann die Anlage umgehend zum Einsatz zu bringen, wenn es erforderlich werden sollte“, betont Andreas Körner. „Wir freuen uns über die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem OOWV“, sagt Jürgen Preißinger, Sachbearbeiter Einsatz in der THW-Regionalstelle Oldenburg. Er dankte den haupt- und ehrenamtlichen Helfern des THW, die sich mit dem Umgang und der Wartung der Anlage beschäftigen. Einig sind sich alle Beteiligten: „Hoffentlich kommt sie niemals zum Einsatz.“
Grundsätzlich ist das THW berechtigt, die Anlage ebenfalls zu nutzen. „Wir verfügen außerdem über eigene mobile Trinkwasseraufbereitungsanlagen, wenn auch nicht in Oldenburg“, berichtet der stellvertretende Ortsbeauftrage Jan Theilken.
Der OOWV ist auf den Ostfriesischen Inseln Wangerooge und Baltrum ebenfalls für die Trinkwasserversorgung zuständig. Der Unterschied zu Langeoog und Spiekeroog: Diese beiden Inseln werden durch jeweils drei Leitungen vom Festland versorgt.