Am Donnerstag war das Warten zu Ende, die Bedingungen endlich geeignet. Es wehte ein leichter Wind aus Südost bis Ost und die See war bis auf leichte Brandung ruhig. Die Firmen Dutch Dredging und Delta Costal Services DCS, die in den nächsten Wochen im Auftrag des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) zum Schutz der Dünen vor dem Pirolatal durchführen werden, konnten einen neuen Anlauf nehmen, die zwei Kilometer lange Dükerleitung in Position zu bringen. Sie soll den Bagger im Sandentnahmegebiet in der Accumer Ee mit der Druckleitung am Strand verbinden.
Bei der Operation ist viel Fingerspitzengefühl gefragt, denn bedingt durch die unglaubliche Länge der Leitung kann diese auch sehr leicht knicken. Raupen und Radlader hatten in den letzten Tagen die Leitung bereits Meter um Meter in Richtung Wasser "gearbeitet" und waren auch am Donnerstagnachmittag zunächst gefragt. Sie schoben die Leitung bei auflaufendem Wasser Stück für Stück behutsam ins Wasser, bevor die DCS ADVENTURER sie in Schlepp nehmen konnte. Hätte sie dies zu früh getan, hätte die Leitung wieder knicken können.
Das Ende wurde von einem Kettenbagger gesichert, es war mit einem Tau an seinem Auslager befestigt. Er begleitete das Schleppmanöver, bis das Ende in Höhe des Endes der Druckleitung am Strand angelangt war und zog es dann auf den Strand, um dort den Anschluss herzustellen.
Heute wird die Schwimmleitung angeschlossen und, wenn alles glatt läuft, ein erster Test der Leitung stattfinden, bevor der Hopperbagger AMAZONE dann den ersten Sand durch die Leitung, die zum größten Teil unter der Sandoberfläche verlegt wurde, pumpen kann.
Insgesamt lässt der NLWKN in den nächsten Wochen 700.000 Kubikmeter Sand aufspülen, um die Dünen vor dem Pirolatal vor Sturmfluten zu schützen. Solche Küstenschutzmaßnahmen können nur im Sommer durchgeführt werden, da sie bei Stürmen und erhöhten Tiden ruhen müssen. Die Dünen sichern die Süßwasserlinse der Insel, aus der das Trinkwasser gewonnen wird. Ein Durchbrechen der Dünen würde die autarke Wasserversorgung der Insel für Jahrzehnte unbrauchbar machen.
Im Rahmen der Strandaufspülung wird, wie zuletzt, ein Sandreservoir vor dem Dünenfuß angelegt, das Sturmfluten Widerstand bietet und die Energie der Brandung von den Dünenfüßen fern hält. "Building with Nature" ist der Titel einen entsprechenden internationalen Forschungsprojektes, in dem die Verfahren entwickelt wurden. Die Finanzierung des knapp 5,4 Millionen Euro teuren Küstenschutzvorhabens auf Langeoog erfolgt aus Mitteln der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes.
Fotos: Meike Buttler-Bolz (7)