In der aktuellen Print-Ausgabe des Kirchenbote des Bistum Osnabrück ist den Langeooger Sternsingern eine ganz besondere Ehre zu Teil geworden. Ihre Erlebnisse der Reise zur bundesweiten Eröffnung der Sternsingeraktion in Osnabrück wurden hier als große Geschichte aufgenommen. Redaktionsleiter Matthias Petersen stellte Langeoog News den Bericht zur Verfügung, damit die Inselzeitung ihn allen interssierten Langeoogerinnen und Langeoogern und Gästen zugänglich macht.
Eine weitere tolle Nachricht konnte die Pfarrbeauftragte Susanne Wübker bekannt geben. Nach der Sammlung von über 2.600 Euro im Rahmen der Segnung von 100 Häusern auf Langeoog kamen am Rande des Neujahrsempfangs der Inselgemeinde noch einmal 954,86 zusammen. Außerdem wurden noch Spenden nachgereicht, so dass sage und schreibe 3433 Euro für Kinder im Libanon und weltweit zur Verfügung gestellt werden können.
"Ihr könnt die Herzen der Menschen verwandeln"
von Astrid Fleute / Matthias Petersen, Kirchenbote für das Bistum Osnabrück
„Wow, sind das viele! Und das werden ja immer mehr“. Staunend drückt sich die zehnjährige Fenna ihre Nase an der Fensterscheibe im Osnabrücker Forum am Dom platt. Aufgeregt beobachtet sie, wie Hunderte von Sternsingern den Domhof bevölkern. Junge und Alte, Große und Kleine, mit bunten und glitzernden Kronen, Umhängen und majestätischen Kopfbedeckungen. Sogar Kamele sind dabei. Genau wie Fenna sind sie alle zur bundesweiten Eröffnung der Sternsingeraktion nach Osnabrück gekommen – in die Friedensstadt, die nicht besser zum Thema der 2020er Aktion passen könnte: „Frieden im Libanon und weltweit“.
Schon einen Tag zuvor ist Fenna mit ihrer Gruppe angereist. Da war der Domhof noch leer, nur der Bühnenaufbau war in vollem Gange. Mit Schiff und Bahn kamen sie von der Nordseeinsel Langeoog. Große Sternsingerzahlen kennen sie auf der Insel nicht. Insgesamt 20 Kinder aller Konfessionen ziehen auf Langeoog jedes Jahr am 4. Januar durch die Straßen und bringen den Segen Gottes in die Häuser und Ferienwohnungen. Die Stimmung ist sehr wohlwollend, Urlauber, denen die Kinder unterwegs begegnen, erhalten neuerdings auf Wunsch sogar einen „Segen to go“ – inklusive Lied, Spruch und Segensaufkleber, den sie mitnehmen und zu Hause an ihre Türen kleben können. „Das kommt sehr gut an“, erzählt Pastoralreferentin Susanne Wübker. Zum Vergleich: In Twistringen gibt es jedes Jahr 230 Sternsinger, auch in anderen Gemeinden sind die Zahlen nicht selten dreistellig.
Nach und nach füllt sich der Domhof. Auch die Langeooger Gruppe, die aus insgesamt neun Kindern, einigen Müttern und Betreuerinnen besteht, mischt sich unter die vielen Sternsinger aus dem gesamten Bundesgebiet und tanzt zur Musik der Band „Randale“ aus Bielefeld. Auf der Bühne ruft Moderator Urs-Adrian von Wulfen ihnen bei kühlen Temperaturen warme Worte zu: „Ihr seid die Superhelden! Macht Lärm für euch, weil ihr alle Helden seid!“ Und: „Ihr seid die schönsten Majestäten. Da können die in Windsor einpacken!“ Bischof Franz-Josef Bode erzählt von seinen Sternsingererlebnissen und wie sehr er sich auf diesen Tag gefreut hat: „Über 2000 Jungen und Mädchen sind gekommen. Das ist ein ganz wichtiges Zeichen“, betont er: „Habt Mut, auch Menschen zu besuchen, die einsam sind, die kaum noch Kontakte haben.“ Das sei das Besondere an dieser Aktion: Dass die Kirche zu den Menschen gehe, mit einer klaren Botschaft und einem klaren Auftrag. „Vor drei Tagen haben wir die größte Geburtstagsparty der Welt gefeiert. Diese Freude nehmt ihr mit“, sagt der Bischof. Pfarrer Dirk Bingener, Präsident des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“, drückt es so aus: „Heute können die Sternsinger aus kleineren Gemeinden einmal erleben, dass sie viele sind. Das ist gut für die Motivation.“
Während das Vorprogramm auf der Bühne läuft, nutzen viele Sternsinger die Gelegenheit, die Krippe im Dom zu besichtigen. Auch die Kinder aus Langeoog staunen über die liebevoll aufgebaute Weihnachtsszene. Dann ist erst einmal Aufwärmen angesagt. Die Gruppen verteilen sich auf fünf verschiedene Veranstaltungsorte, an denen sie Workshops, ein Theaterstück, kreative Aktionen sowie eine Trommel-, Tanz- und Singstunde erwartet. So verzaubert im vollbesetzten Theater das „Mathom Theater“ aus Melle die Kinder mit einem Mitmachstück, in der Turnhalle der Domschule heizt die Gruppe „Trommelzauber“ etwa 800 Kindern und Jugendlichen ein. Im kleineren Rahmen basteln in Klassenräumen Kolpingmitglieder mit den Kindern Kronen, ziehen Kerzen, verzieren Jutebeutel und Teelichter, die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) sät Kresse in Tontöpfen aus. Inhaltliches bietet die Katholische Junge Gemeinde (KJG): Auf Bildern und mit selbst verfassten
Poetry-Slams oder Videos nähern sich die Sternsinger dem Thema Frieden an. „Frieden ist für mich, wenn keiner unzufrieden ist, wenn man einen guten Freund hat, ein sicheres Zuhause, das man nicht kaputtmachen kann“, ist später auf den Zetteln zu lesen. Die KJG-Betreuer sind beeindruckt von der Aktion: „Ich wusste gar nicht, wie groß so eine bundesweite Eröffnung ist und dass die Sternsinger von so weit her anreisen. Zum Thema Frieden hatten sie gleich gute Ideen. Das ist eine gute Sache“, erzählen Anna Sobolewski und Robin Domday.
Rund 100 Ehrenamtliche sorgen vor und hinter den Kulissen für einen reibungslosen Ablauf dieser Eröffnungsfeier. Ein Jahr intensive Organisation steckt hinter dem Großereignis. Das Sicherheitskonzept, die Logistik, die Busversorgung, die Wegesicherung, die Essensversorgung, das Programm, die Gottesdienste – alles musste gut geplant und vorbereitet werden. „Es war viel Arbeit, aber es löst einfach Glück aus, die Kinder am Ende so glücklich zu sehen“, sagt Projektleiter Christian Scholüke, der sich über eine große Wertschätzung auch von der Bistumsleitung freut. Bischof Bode ist den ganzen Tag dabei, lässt sich mit den Kindern fotografieren und trommelt in der Turnhalle mit.
Nach den Workshops versorgt die Kantine der Niels-Stensen-Kliniken die Besucher mit 2500 Burgern, Getränken und Äpfeln. Auch die Langeooger Sternsinger lassen sich das Essen schmecken und geben gleich eine Kostprobe ihres Liedes, das sie den Insulanern und Urlaubern auf der Insel vorsingen werden: „Frieden für die Kinder, Frieden für die Welt.“ Nach zaghaftem Beginn wird die kleine Gruppe lauter: „Öffnet eure Herzen, öffnet eure Türen, dann zieht Gottes Friede ein, bei dir und mir.“ Selbst am Strand seien sie damit schon gewesen und hätten für eine Familie gesungen, erzählt Fenna. „Das Beste war, dass wir danach auf unseren Umhängen von einer Düne herunterrutschen durften.“ Angelina Janßen vom Kirchenvorstand schmunzelt: „Es ist eine tolle Stimmung. Auch hier in Osnabrück merkt man die gute Laune, die besondere Freundlichkeit. Es ist nicht selbstverständlich, dass junge Leute sich so für eine gute Sache engagieren.“
Der Oberbürgermeister bittet zum Eintrag ins Goldene Buch
Gestärkt und frohgemut machen sich die Langeooger auf zum großen Umzug aller Sternsinger durch die Altstadt zum Rathaus, wo sich die Sternsinger aus Spelle stellvertretend in das Goldene Buch der Stadt eintragen dürfen. „Segen bringen, Segen sein“ steht auf dem großen Plakat, das den Zug anführt, der erst am Rathaus stoppt. Oberbürgermeister Wolfgang Griesert wird befragt, was es mit seinem Amt und der goldenen Kette auf sich habe.
Schließlich wird an vier Orten – im Dom, in der evangelischen Kirche St. Marien, in Herz Jesu und in der Kleinen Kirche – zeitgleich Wortgottesdienst gefeiert und die Aktion offiziell eröffnet. In seiner kurzen Predigt unterstreicht der Bischof noch einmal die Bedeutung der Sternsinger. Sie seien Könige der Hoffnung auf Frieden, sagt er. Und: „Ihr könnt die Herzen der Menschen verwandeln.“