Einen Sack prosaischer und lyrischer Geschenke packte Schauspieler Hans-Heinrich Hardt am Samstag und Sonntag im Hotel Sandburg aus. Ansprechend verpackt in Themenblöcken mit Langeoog- und Jahreszeitbezug gab es über 40 Texte von Größen wie Joachim Ringelnatz, Bertold Brecht, Heinz Ehrhardt, Robert Gernhardt oder Axel Hacke zu hören: Ein Fest für Freundinnen und Freunde des kultivierten zeitgenössischen Humors, der zwar manchmal frivol oder etwas derb, aber immer intelligent daherkommt.
Allein die gekonnte Textauswahl wäre schon Garant für einen gelungenen Abend gewesen; dass der Vortrag pointiert, sympathisch und hochprofessionell daherkam, band aber quasi noch die Schleife ums Präsent. Dies wiederum überraschte wenig, da mit Hans-Heinrich (Heiner) Hardt auch ein Vollprofi im Hotel "Sandburg" zu Gast war: Der 1955 geborene, staatlich geprüfte Schauspieler aus Berlin ist u.a. aus Produktionen wie "Tatort", "Familie Dr. Kleist", "SOKO Wismar" oder "Notruf Hafenkante" bekannt. Aktuell steht er für die Neuverfilmung des Bestsellers "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" vor der Kamera.
Die vorgetragene Sammlung an Gedichten, Kolumnen und Kurzprosa wurde mit Oberthemen wie "Langeooger Inselfauna", "Weihnachten", "Hotelbetrieb/Urlaub" oder "Silvester" stimmig gruppiert; darunter fanden sich zeitlos-witzige Klassiker wie Christian Morgensterns "Möwenlied", Heinz Ehrhardts "Kabeljau", "Die Badewanne" von Joachim Ringelnatz, aber auch Besinnliches wie "Weihnachten" von Hermann Hesse. Letzteres bildete auch den Einstieg in den Lese-Abend, denn der erste Satz des Gedichtes, "Ich sehn mich so nach einem Land der Ruhe und Geborgenheit" verbinden wohl viele mit der Vorfreude auf einen Inselurlaub.
Auch mit der restlichen Textauswahl schaffte es der Künstler gekonnt, Identifikationspotential und Langeoog-Bezug zu schaffen, sogar beim Nashorn ("Tropensehnsucht", J.Ringelnatz), zu dem er schlicht verkündete, dass er zwar kein schönes Gedicht über Robben gefunden habe, aber Nashörner schließlich "so ähnlich" sein. Die Ortsangabe "Afrika" wurde dann eben kurz durch "Langeoog" ersetzt. De Zuhörenden gefiel es.
Auch darüber hinaus trat der Schauspieler mit dem Publikum, einem runden Dutzend Menschen, häufig in Interaktion. So gab es ein kleines Literaturquizz zu "Kuhportraits" von Ringelnatz, Brecht und Ehrhardt, wo es dem jeweiligen Text den Autor zuzuordnen galt. Auch dies sorgte für eine Menge Kurzweil und noch mehr Vergnügen, als die Literaturauswahl an sich schon bot. Darüber hinaus wusste Heiner Hardt auch mit vorab recherchiertem (und korrektem!) Inselwissen zu punkten; zum Thema "Kuh" wurden beispielsweise die Geschichte der Meierei und der insulare Galloway-Rinderbestand erläutert.
Eingeleitet wurde der unterhaltsame und bereichernde Abend mit Begrüßungsworten von Hotelmanagerin Silke Schreiber.
Für die kulinarische Begleitung sorgten eine reiche Getränkeauswahl, Knabbereien sowie hübsch hergerichtete Platten mit Canapées — passend zu den delikaten Literaturhäppchen des Abends.