Die Butterstrasse in Esens ist eine nette, kleine Strasse mit interessanten Geschäften und Galerien. Aber der Hauptstrom der Esens-Besucher fand nicht bis dorthin, sondern bog kurz davor in die Fußgängerzone ab. "Das kann man ändern", sagten sich einige ansässige Geschäftsleute und Künstler und dachten sich eine Aktion aus, die in nur drei Jahren den Besuch in der kleinen Strasse zu einem "Muss" bei einem Esens-Besuch machte, und der Gang durch die Butterstrasse inzwischen bei keiner Stadtführung mehr fehlen darf. Und nicht nur der Bekanntheitsgrad der Strasse ist gestiegen, sondern gleichzeitig werden auch noch Gelder für soziale Zwecke gesammelt. Die Mittel, mit denen diese Veränderung in den drei Jahren erreicht wurde, sind dabei einfach aber genial: Die ganze Strasse wird jedes Jahr zu einem anderen Thema geschmückt. Angefangen hat es mit Fischen, die über der Strasse an Bändern in er Luft "schwammen" oder an Laternen hingen. Dann folgten Stelen, die den Rand der Strasse säumen und im letzten Jahr "Wolkenschiffe" trugen und in diesem Jahr den "Zirkus" zum Thema haben.
Jedes Jahr im Oktober werden bei einem Strassenfest diese Stelen dann versteigert, um Platz für ein neues Thema zu machen. Und der Erlös aus Fest und Versteigerung geht in soziale Projekte in Esens. An die Esenser Tafel zum Beispiel, die dafür Weihnachtspakete für bedürftige ältere Esenser Bürger zusammenstellte, oder in den Deutschunterricht für Flüchtlinge oder das Jugerndzentrum "Leuchtturm".
Als 2015 die "Wolkenschiffe" versteigert wurden, stand auch Inselarzt Dr. Koller unter den Bietern. Die Idee, mit dem Erlös so einer Stele lokale soziale Projekte zu unterstützen, gefiel ihm so gut, dass er drei Stück davon ersteigerte und sich nach dem Thema für das Jahr 2016 erkundigte. Es juckte ihn in den Fingern, einmal selbst dabei mitzumachen.
Dr. Koller hat eine Facharztausbildung als Chirurg. Chirurgen haben eine besondere Affinität zu Material, das sich gut verarbeiten läßt, sagt er. Und das ist bei ihm Holz. Sobald er Zeit dazu hat, baut er deshalb aus diesem Material etwas. Möbel zum Beispiel, einen Sekretär hat er schon getischlert und einen Eckvitrinenschrank. Und ein Schaukelpferd. Das Schaukelpferd ist ohne ein einziges Stück Metall enstanden, ausschließlich Holzdübel und Keile halten es zusammen. Es war ursprünglich für seine Tochter, inzwischen reitet seine Enkeltochter darauf.
Gelernt hat er das als Autodidakt. In der Schule hatte er einmal einen Werkkurs, und vielleicht ist auch etwas davon in seinen Genen. Schon sein Großvater und sein Vater waren handwerklich begabt.
Für die Zirkus-Stelen der Butterstrasse hat Dr. Koller in seiner kleinen Werkstatt einen Harlekin gebaut. Es ist die Stele mit der Nummer 13. Diesen Samstag wird sie mit den anderen Stelen um 12.30 Uhr in der Butterstrasse in Esens versteigert. Der Erlös der diesjährigen Aktion geht zur Hälfte an die neugegründete Jugendfeuerwehr Esens, die dringend Ausrüstung benötigt, und zur anderen Hälfte an die Besuchsdienste der Kirche, die damit wieder bedürftigen Esensern eine weihnachtliche Freude bereiten möchten.
