Quantcast
Channel: Langeoog-News RSS-Feed
Viewing all articles
Browse latest Browse all 15696

Flug AC56 und ein Gast aus Grönland

$
0
0
Beinahe wäre sein Besuch unbemerkt geblieben. Nicht nur wegen seiner Größe von gerade mal 20 cm Körperlänge. Das tragische Ende einiger junger Pottwale an den Stränden der südlichen Nordsee hatte fast das gesamte mediale Interesse auf sich gezogen. Dabei ist der Gast hoch dekoriert. Am linken Bein mit zwei weißen und zwei gelben Ringen, rechts mit einem Metallring und zwei roten Farbringen. Das weist ihn als wissenschaftlichen Mitarbeiter aus, der aktiv an der Erforschung des Zugvogellebens beteiligt ist. Der Leiter des Nationalpark-Schiffes "Borkumriff", André Thorenmeier, hatte ihn am Borkumer Weststrand entdeckt. Anhand seiner Ringe konnte er dann eindeutig identifiziert werden. Der Sanderling wurde am 2. Juli 2015 in Zackenberg auf Grönland beringt und verbrachte den milden Dezember auf Borkum. Außer mit Ringen wurde der Langstreckenflieger auch noch mit einem winzigen Datenlogger ausgerüstet, der unter dem Gefieder verborgen ist. Mit diesem Geolokator lassen sich die Routen und Aufenthaltsorte des Trägers dokumentieren. Die Daten sollen helfen, offene Fragen zum Leben der Zugvögel zu klären, um sie auf ihren langen Reisen wirksamer schützen zu können. Dazu sind allerdings viele Sichtungen notwendig. Und zur Mitarbeit an diesem wissenschaftlichen Projekt im Rahmen der "Wadden Sea Flyway Initiative" sind alle Vögel- und Naturfreunde aufgerufen, indem sie Ringfunde melden. Wichtig ist bei farbigen Ringen die genaue Reihenfolge und Kombination, größere Tiere tragen oft Ringe mit Ziffern und Buchstaben, die man ablesen kann. Hilfreich sind Fotos, welche die Ringe zeigen. In Nordwestdeutschland ist die Beringungszentrale am Institut für Vogelforschung "Vogelwarte Helgoland" in Wilhelmshaven (Mail: ring@ifv-vogelwarte.de). Jede dort eingegangene Meldung wird mit der Lebensgeschichte des beobachteten Tieres belohnt. Eine solche Biografie erhielten auch die Gäste, die sich auf einer Strandwanderung in den Ostteil Langeoogs die Mühe machten, einer toten Möwe den grünen Ring mit der Codierung "AC56" abzunehmen. Die junge
Heringsmöwe hatte ihren Ring am 27.6.1999 auf Helgoland erhalten, als sie noch nicht flügge auf der Westklippe saß. Auf der Hochseeinsel wurde sie dann noch 23 mal beobachtet, bevor sie am 1.12.1999 auf einer Mülldeponie bei Bremen gesichtet wurde. Dort blieb sie bis Weihnachten, um dann im April und Mai 2000 das Frühjahr auf Helgoland zu verbringen. Zwischen dem 12.11.2001 und dem 12.11.2002 trieb sie sich auf einer Deponie bei Oldenburg herum, wurde 16 Tage später auf ihrer Heimatsinsel gesichtet und am 28.12.2012 auf
einer Deponie in der Pohlschen Heide. Nach einem Ausflug über Oldenburg und mehreren Monaten auf Helgoland folgte im Januar 2006 wieder ein Aufenthalt in der Pohlschen Heide. Ende des Jahres erfolgen mehrere Sichtungen in der Nähe einer Müllverbrennungsanlage bei Osnabrück. In den Jahren 2007 und 2008 war sie zur Sommerfrische auf Helgoland. Am 25.2.2009 Sichtung auf einer Deponie bei Vechta-Tonnenmoor. Ab Mai 2009 bis Sommer 2011 vermutlich seßhaft auf Helgoland. Im Januar und Februar 2012 Erkundung des Osnabrücker Hafens. Am 20.7.2012 wurde der Vielflieger dann tot am Strand der Insel fürs Leben aufgefunden.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 15696


<script src="https://jsc.adskeeper.com/r/s/rssing.com.1596347.js" async> </script>