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Pottwale am Ostende von Wangerooge

Inselgäste fanden bei Wanderung über die Insel zwei tote Pottwale, die am Ostende der Insel Wangerooge angespült worden waren. Als Brigitte Krapp und Thomas Schieferstein direkt an der Niedrigwasserlinie diese grauen Kolosse ausmachten, beschlich sie ein ungutes Gefühl. Dann war es Gewißheit und sie riefen den Polizeinotruf. Sie hatten zwei tote Pottwale gefunden. Es sind junge Pottwalbullen, rund 12 und 13 Meter lang, die 150 Meter voneinader entfernt auf einer Sandbank am Ostende von Wangerooge liegen. Äußere Verletzungen, die einen Hinweis auf die Todesursache geben könnten, weisen die Tiere nicht auf. Beide sind aber stark abgemagert und vermutlich schon ein paar Tage tot im Wasser getrieben. Pottwale sind die Langstreckenwanderer der Weltmeere. Auf der Suche nach Nahrung ziehen die männlichen Jungtiere in den Sommermonaten aus den wärmeren Regionen des Atlantiks in polare Gewässer und im Winterhalbjahr wieder zurück. Verirrt sich auf dieser Route, die nördlich an den Shetlandinseln vorbeiführt, ein Tier in die Nordsee, ist es in einer tödlichen Sackgasse. Es findet nicht genügend Nahrung und sein Orientierungssinn versagt in den flachen Wassern der Nordsee. Ausgehungert und erschöpft stranden sie meist in einem Priel, wo sie bei ablaufendem Wasser von ihrem eigenen Gewicht erdrückt werden oder ersticken. Strandungen von Walen an den Küsten der Nordsee sind seit Jahrhunderten belegt. Meist wurde zwischen den einzelnen Walarten nicht unterschieden, doch Pottwale weckten allein schon wegen ihrer Größe ein besonderes Interesse, ihre Funde sind deshalb oft besser dokumentiert. Auf Wangerooge wurde im März 1751 schon einmal die Strandung von zwei Pottwalen gemeldet. Über die Ursachen dieser tödlichen Ausflüge ins Flachwasser gibt es bisher keine gesicherten Erkenntnisse. Einigermaßen sicher ist nur, dass die Anzahl der Pottwale, die vom rechten Weg abgekommen sind, seit den 90ger Jahren stark zugenommen hat. Allein im Winter 1994/95 wurden 22 tödliche Strandungen in der südlichen Nordsee gezählt. Neben zahlreichen Schaulustigen hat sich auf Wangerooge inzwischen auch eine offizielle Delegation am Schauplatz der Tragödie eingefunden. Umweltstaatssekretärin Alma Kottwitz, Landrat Sven Ambrosi und Vertreter des Inselrates berieten vor Ort, was mit den Kadavern geschehen soll. Geklärt ist zumindest schon die Kostenfrage. Für die Beseitigung ist - auf Grund des Fundortes - das Land zuständig. Und auf Anordnung des Veterinäramtes wurden zur weiteren Untersuchung Proben entnommen. Die Unterkiefer, wegen der Elfenbeinzähne bei gewissen Sammlern begehrtes Beutegut, sollen von Fachleuten entfernt werden; und Wangerooge würde gerne ein Skelett auf der Insel behalten, zum ausstellen. Aus dem Innern der Tiere ist derweilen ein deutliches Grummeln zu vernehmen. Auf Grund der Verwesungsgase droht Explosionsgefahr. Bis zur endgültigen Klärung des Abtransports will der Mellumrat die Fundstelle deshalb weiträumig absperren und bewachen. Strandungen von Großwalen sind auf Langeoog nicht überliefert. 1902 erregte allerdings ein Entenwal großes Aufsehen, der Mitten im Sommer tot am Badestrand lag. Obwohl ein Zwergwal, war er zu schwer, um mit Pferdekräften einfach weggezogen zu werden. Nachdem mit allen Anwesenden ein schönes Erinnerungsfoto gemacht war, mußte man ihn zerlegen, um ihn zu beseitigen. Ein zweiter Zwergwal strandete Mitte der 60ger Jahre am Ostende Langeoogs. Er wurde in einer tiefen Sandkuhle versenkt. Vor fünf Jahren legte eine Sturmflut den Schädel dieses fünf Meter langen Minkwales wieder frei. Er befindet sich heute im Schiffahrtsmuseum. Dort hat inzwischen auch das Bruchstück eines Walschädels seine letzte Ruhestätte, dessen Herkunft und Geschichte heute nicht mehr zu klären ist. Es stammt vom Kopf eines Pottwales und war einfach irgendwann da.

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