In der ersten Einsatzwoche des Seenotrettungskreuzers MINDEN in der Ägäis haben die Seenotretter 601 Menschen aus Gefahr befreit. Darunter waren mehr als 120 Kinder. Seit Beginn des zeitlich befristeten, international koordinierten Unterstützungs- und Ausbildungseinsatzes ist die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) vor der Insel Lesbos täglich im Einsatz gewesen. Der Einsatz ist Hilfe zur Selbsthilfe. Ziel ist die langfristige Stärkung der griechischen Kollegen unter dem Motto „Retter helfen Rettern“.
Gleich im ersten Einsatz barg die Besatzung der MINDEN 57 Menschen aus einem seeuntüchtigen, völlig überfüllten Schlauchboot ab. Am bisher einsatzreichsten Tag brachte die MINDEN unter Führung der griechischen Küstenwache 165 Menschen in Sicherheit. Allein darunter waren sechs Säuglinge im Alter von weniger als drei Monaten.
Auf der Flucht vor Krieg, Terror und Verfolgung nimmt die MINDEN in diesen Tagen und Wochen oft komplette Familien an Bord. „Viele sind komplett durchnässt. Immer wieder müssen wir Flüchtlinge medizinisch versorgen, sei es mit Kreislaufkollaps, Unterzuckerung oder bei sehr schwerer Seekrankheit“, berichtet der Vormann der MINDEN, Ulrich Fader. Mit jedem gefahrenen Einsatz bekomme seine Besatzung, die durch Freiwillige der griechischen Schwesterorganisation Hellenic Rescue Team verstärkt wird, mehr Routine. „Wir sind frohen Mutes.“
Seit 15. März sind neben den Seenotrettern der DGzRS stets zwei Rettungsschwimmer der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) mit an Bord der MINDEN sein. Die DGzRS hatte die DLRG um diese Unterstützung gebeten, weil deren spezielle Wasserrettungsausbildung an den griechischen Küsten erforderlich sein wird. Auslöser dafür sind die Erfahrungen schwedischer Seenotretter, die derzeit auf Samos im Einsatz sind.
Nach wie vor kommen monatlich einige Tausend Flüchtlinge über das Mittelmeer vom türkischen Festland auf die griechischen Ägäis-Inseln. Die Überfahrt kostete bereits viele Menschen das Leben. Das frühzeitige Eingreifen der Seenotretter gemeinsam mit ihren griechischen Kollegen hat bereits viel bewirkt: Seit einigen Tagen sind vor Lesbos keine Toten mehr zu beklagen.
Gemeinsam mit DGzRS und DLRG engagieren sich im Ägäischen Meer die Seenotrettungsgesellschaften Royal National Lifeboat Institution (RNLI, Vereinigtes Königreich & Irland) und Koninklijke Nederlandse Redding Maatschappij (KNRM, Niederlande). Bereits vor Ort im Einsatz sind in unterschiedlichem Maße die Redningsselskapet (RS, Norwegen) und die Svenska Sällskapet för Räddning af Skeppsbrutne (SSRS, Schweden). Die nordeuropäischen Seenotrettungsdienste stimmen ihren Einsatz eng mit der griechischen Küstenwache ab.
Mehr Informationen: www.seenotretter-imrf.de
